WERNER SCHROETER – FOTOARBEITEN 1973 - 2009

Es ist eine Sensation: Außer dem unmittelbaren Umfeld des bereits jetzt legendären Regisseurs Werner Schroeter ist bislang kaum bekannt, dass er seit Beginn seiner künstlerischen Arbeit unablässig fotografierte. Anders als Regisseure, die fotografieren, um Orte, Szenen oder Menschen für ihr Projekt „festzuhalten“ oder „auszuprobieren“, sind die Fotografien Schroeters eigenständige Werke, Landschaftsaufnahmen, Stilleben, und doch zumeist psychologisch interessierte Porträts der Menschen, mit denen er arbeitet, wie Isabelle Huppert. Dabei entstanden sie meist zufällig, wie nebenbei, mit vorhandenem Licht und in der aktuellen Umgebung. Dazu passt, dass Schroeter meist mit Kleinbildkameras arbeitet, mit Polaroid, Minox und sogar Wegwerfkameras.

Allen Fotografien ist eine suggestive Aura eigen, ein starkes Gespür für psychologische Dramaturgie. Darin zeigt Schroeter eine ähnlich ausgeprägte Sensibilität für Komposition und das Spiel mit Emotionen, wie sie einst der junge Stanley Kubrick als Fotograf bewies, bevor er Filmemacher wurde. Schroeter, der 2010 das 65. Lebensjahr vollenden wird, firmiert als „einer

der letzten großen Melodramatiker des europäischen Kinos“. Seine intensiv künstlerische Bildsprache, die selbst im Film stets das Einzelbild im Blick hat, lässt ihn als „Bildmacher“ neben anderen deutschen Filmemachern wie Wim Wenders oder vorher Fassbinder hervortreten, die jeder auf ihre Weise Elogen der Narrativität vertraten.

Die meisten Fotoarbeiten Schroeters seit 1973 bis heute wurden dank der intensiven Recherche des Kunsthändlers Christian Holzfuss, einem langjährigen Freund Schroeters, seit 2004 dokumentarisch erfasst. Nun gilt es, sie wissenschaftlich aufzubereiten und einem größeren Publikum zu präsentieren, in Buchform und in Ausstellungen.

Eine erste Ausstellungsstation der Fotografien Schroeters bildete das Haus am Lützowplatz Berlin, wo von Dezember 2009 bis Februar 2010 eine Auswahl nach Schroeters Vorgaben stark vergrößerter Werke gezeigt wurden.

Werner Schroeter, geboren 1945 in Thüringen, aufgewachsen in Bielefeld und Heidelberg, setzte seit Mitte der 1960er Jahre seine Begeisterung für Kino und Oper künstlerisch um. Er schuf bislang an die 20 Spielfilme und ebenso viele kurze bis mittellange Kinoarbeiten sowie mehr als 70 Opern- und Theaterinszenierungen. Zu den Hauptwerken Schroeters zählen das virtuose kalifornische Frauenmelo "Willow Springs" (1972) und "Der Rosenkönig" (1984-86). 2008 schuf Schroeter einen neuen Film, Diese Nacht (Nuit de Chien), dem ersten seit 2002. 2008 erhielt er in Venedig den Goldenen Löwen für sein Gesamtwerk.

Alexandra von Stosch
Berlin

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